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Gleichstellung der Geschlechter im Gesundheitswesen – noch ein weiter Weg

This blog originally appeared on Investing In Health

Der Internationale Frauentag ist eine Gelegenheit, hart erkämpfte Fortschritte für Frauen und Mädchen zu feiern. Aber er erinnert uns auch deutlich an die Herausforderungen, vor denen wir weiterhin stehen. Frauen haben nicht die gleichen Chancen, sind nicht gleichberechtigt vertreten und genießen nicht die gleiche Lebensqualität – und sie sind auch in ihrer Gesundheit benachteiligt. Jedes Jahr sterben über 5 Millionen Frauen, Kinder und Jugendliche an vermeidbaren Erkrankungen. 

Die Pandemie hat diese anhaltende Ungleichheit deutlich herausgestellt.

COVID-19 hat die Möglichkeiten von Frauen, eine medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, eingeschränkt. Frauen sind seltener gegen COVID-19 geimpft als Männer, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen. Anfang 2022 machten Frauen beispielsweise im Tschad nur 35 % und in Gabun nur 28 % der voll geimpften Bevölkerung aus. Frauen, die an vorderster Front arbeiten, sind auch häufiger mit schlecht sitzender persönlicher Schutzausrüstung (PSA) ausgestattet und stecken sich häufiger mit COVID-19 an.

Dennoch stellen Frauen weltweit 70 % des Gesundheits- und Sozialpersonals und stehen somit bei der Bewältigung gesundheitlicher Notfälle an vorderster Front. Darüber hinaus sind Frauen nach wie vor a in ihren Familien und Gemeinschaften hauptverantwortlich für die Betreuung von Kindern, Kranken und älteren Menschen.

Ausfälle in der Gesundheitsversorgung von Frauen und Kinder bestehen weiter

Die Global Financing Facility for Women, Children and Adolescents (GFF), eine Multi-Stakeholder-Partnerschaft der Weltbank, die ländergeführte Bemühungen zur Verbesserung der Gesundheit von Frauen, Kindern und Jugendlichen fördert, hat seit dem Ausbruch der Pandemie signifikante Unterbrechungen in der medizinischen Grundversorgung beobachtet.

Seit März 2020 gesammelte Daten zeigen, dass die wichtige Gesundheitsdiensten für Frauen, Kinder und Jugendliche im ersten Jahr der Pandemie um bis zu 25 % zurückgegangen ist. Versorgungsausfälle bestehen trotz einiger Verbesserungen in zwei Dritteln der Länder weiter.

Mangelnder Zugang zu medizinischer Grundversorgung hat für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen und ihren Kindern langfristige Auswirkungen. Geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Gesundheit beginnen bereits im Mutterleib und ziehen sich durch das gesamte Leben eines Menschen: von der Ernährung von Müttern und Kindern bis hin zum Zugang zur reproduktiven Gesundheitsdiensten, zur Gesundheitsversorgung von Müttern und zur Feminisierung des Alterns. Die Weltbank hat sich verpflichtet, diese geschlechtsspezifischen Ungleichgewichte zu beseitigen, wobei sie sich sowohl auf die unmittelbare Bekämpfung von COVID-19 als auch auf die langfristige Perspektive konzentriert.

Aufbau robuster Gesundheitssysteme

Als Global Director for Health, Nutrition & Population und der GFF sehe ich für die Stärkung der Gesundheitssysteme und einen Wiederaufbau, der für Frauen und Mädchen unter dem Motto „Building Back Better“ steht, drei Hauptprioritäten:

  • Investitionen in das Gesundheitspersonal,
  • starke Führung vonseiten der Länder und
  • integrierte, hochwertige Dienste für mehr Inklusivität und wirksamere Behandlungen.

Während der Pandemie haben wir gesehen wie Länder Führung uebernommen haben und daraus  wichtige Innovationen entstanden sind. Was in einem Land vielleicht gut funktioniert, kann sich in einem anderen allerdings als weniger wirksam erweisen. Daher folgen die Weltbank und die GFF der Führung der Länder, wenn diese Prioritäten setzen und ermitteln, wie sie ihre Ziele erreichen möchten.

Diese Prioritäten sind ebenso entscheidend für die GFF-Roadmap zur Förderung der Geschlechtergleichstellung wie für die Kampagne „Reclaim the Gains“, die während der Pandemie gestartet wurde und darauf abzielt, dringend 1,2 Mrd. US-Dollar aufzubringen, um bereits erzielte Fortschritte zu sichern. Mit diesen Mitteln sollen die Bemühungen der Länder unterstützt werden, ihre medizinische Grundversorgung sicherzustellen und COVID-19-Impfstoffe, -Tests und -Therapien zum Einsatz zu bringen. Die Weltbank unterstützt daneben weiterhin die Gesundheit im Bereich Reproductive, Maternal, Newborn, Child and Adolescent Health (RMNCAH) mit IDA- und IBRD-Darlehen, die sich in den letzten fünf Jahren auf mehr als 3 Mrd. Dollar beliefen.

Unterstützung des Gesundheitspersonals und Integration der Gesundheitsversorgung

Als Arzt weiß ich, dass das Gesundheitspersonal keine leichte Aufgabe hat, insbesondere in Krisenzeiten. Um die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen, arbeiten die Weltbank und die GFF mit Partnerländern zusammen, um Gesundheitspersonal besser aus- und weiterzubilden, ihm bessere Instrumente in die Hand zu geben, Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung zu schaffen und die besonderen Bedürfnisse des weiblichen Gesundheitspersonals zu berücksichtigen. Motivierte, qualifizierte und belastbare Arbeitskräfte bilden das Rückgrat eines effizienten Gesundheitssystems.

Eine stärkere Integration von Gesundheitsdiensten, Aus- und Weiterbildung und Versorgung ist von größter Bedeutung, um ein breites Spektrum von Dienstleistungen zu gewährleisten. Insbesondere die Gesundheit von Müttern und Kindern, die Ernährung sowie sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte müssen als grundlegende Dienste anerkannt und dienst- und ortsübergreifend koordiniert werden.

In Mosambik, Ruanda und Sierra Leone unterstützt die GFF beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Weltbank nicht nur die Verteilung von wichtigen Medikamenten, Produkten für die Familienplanung und Hilfsmitteln zur Bekämpfung von COVID-19 in ländlichen und gefährdeten Gebieten, sondern erleichtert auch den Zugang zu wichtigen Gesundheitsdiensten und fördert die Aus- und Weiterbildung von gemeindenahen Gesundheitshelfer*innen, so dass diese COVID-19-Impfkampagnen durchführen können.

Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt für eine bessere Gesundheit von Frauen und Kindern

Eine Stärkung der Gesundheitssysteme allein reicht nicht aus, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten abzubauen. Auch die Bewältigung sozialer Probleme wie geschlechtsspezifische Gewalt (gender-based violence, GBV), die während der weltweiten Lockdowns förmlich explodierte und die Weltwirtschaft jährlich rund 2 % des BIP kostet, ist für eine bessere Gesundheit von Frauen und ihren Kindern von entscheidender Bedeutung.

Nach Angaben der WHO waren in Indien 16 % der Todesfälle unter Müttern auf häusliche Gewalt zurückzuführen. In Äthiopien hatten Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, ein fünfmal höheres Risiko, dass ihre Babys mit einem niedrigen Geburtsgewicht zur Welt kommen.

In Cox‘s Bazaar in Bangladesch hat die Weltbank dazu beigetragen, den Zugang zu GBV-Diensten in Gesundheitseinrichtungen sowohl für die einheimische als auch für Fluechtlinge zu verbessern. In der Folge hat sich die Inanspruchnahme dieser Dienste fast vervierfacht.

An diesem Internationalen Frauentag und darüber hinaus müssen wir vorrangig in Frauen und Mädchen investieren, um sicherzustellen, dass sie angemessene Chancen erhalten – für sich selbst, für ihre Kommunen und ihre Gemeinschaften. Nur wenn alle Mitglieder der Gesellschaft gerechte Chancen genießen, können Länder stärker wieder aufbauen und erzielte Fortschritte nicht nur sichern, sondern auch weiterführen, selbst in Zeiten der Schocks und Krise wie während dieser Pandemie.